Reinhard Houben

Warum der Bund 22 Milliarden Euro für die großen Stromtrassen ausgeben will

Höchstspannungsleitung

Die Bundesregierung prüft den milliardenschweren Kauf von Stromnetzen. Der Bund will den Netzbetreiber Tennet kaufen, der aktuell dem niederländischen Staat gehört – und zwar zu einem Kaufpreis, den Kritiker nicht nachvollziehen können. Reinhard Houben sagte dem Handelsblatt mit Blick auf Tennet: „Allen Beteiligten muss klar sein, dass ein Staatseinstieg bei einem Unternehmen nur die Ultima Ratio sein kann.“ Vor der Übernahme müsse sorgfältig geprüft werden, wie hoch das Investitionsvolumen der nächsten Jahre sei.

Der Deal um Tennet befindet sich seit Wochen kurz vor dem Abschluss, wie Berater und Regierungskreise übereinstimmend berichten. Doch zu einer finalen Unterschrift kann sich die Bundesregierung offenbar nicht durchringen. Denn sie weiß um die weitreichenden Folgen dieser Entscheidung. Sollte es zu dem Kauf kommen, würden gigantische Summen fällig: Für die deutschen Tennet-Netze könnte die Bundesregierung mehr als 20 Milliarden Euro bezahlen. Und damit wäre es nicht getan: In den kommenden zehn Jahren müssen rund 100 Milliarden Euro in die deutschen Tennet-Stromnetze investiert werden, um sie für die Transformation hin zu klimafreundlichem Strom fit zu machen. Das Ringen um Tennet ist hochpolitisch. Denn es legt eines der ganz großen Probleme der Energiewende offen: Sie wird wahnsinnig teuer, und irgendjemand muss bezahlen.